Es gibt so Momente im Leben einer Pflegestelle, da denkt man: ‘Nee, nicht Dein Ernst, oder???’ Man möchte über die Dummheit mancher Leute lachen – wenn die Folgen für die Mäuse nicht so tragisch wären. Wer also bei der Lektüre hofft, dass die nachfolgende Episode zu seiner Erbauung erfunden wurde, den muss ich enttäuschen. Sie ist tatsächlich passiert.
Eigentlich ist das alles ganz einfach
In mein Postfach segelte vor nicht allzu langer Zeit eine Nachricht, deren panischen Unterton ich schon fast hören konnte. Völlig aufgelöst tröpfelte eine Mittzwanzigerin in meine virtuelle Stube. Im Gepäck ein Video von einer leicht desorientierten, sonst aber unversehrten und recht mobilen Gartenspitzmaus. Das bedauernswerte Tier sei in einen Kellerschacht gefallen. Wie sie denn helfen könne?
Ich schaue auf die Uhr: 20.30 Uhr. Mal eben irgendwo Insekten kaufen oder bei einer Pflegestelle in der Nähe schnorren, wird wohl schwierig. Meine Konversationspartnerin starrt mich so entsetzt an, wie es Bits und Bytes erlauben. Insekten seien absolut eklig. Und außerdem sei sie Veganerin und kaufe keine Tiere für Nahrungszwecke.
Ok, Insektenphobiker. Na, bevor sie mir noch einen Herzklabaster kriegt, schicke ich sie lieber zum Nachbarn oder in den Markt, ein Ei oder Rindertartar holen. Wenn das Tierchen gegessen und getrunken hat, sollte es ihm schnell wieder besser gehen.
Spitzmaus-Abendbrot mit Hindernissen
Ihre Stimme in meinem Kopf rutscht noch eine entsetzte Oktave nach oben. Sie sei Veganerin. Ob ich das überlesen habe. Es folgt ein pseudoreligiöser Sermon über vegane Ideale mit ordentlichen Seitenhieben auf böse, morallose Omnis. Ich gebe mir sehr Mühe, das zu ignorieren und bei den Fakten zu bleiben. Wer mein loses Mundwerk kennt, weiß, sowas klappt bei mir eher mittelmäßig.
Ok, ich habe verstanden. Sie holt kein Ei und kein Tartar. Ich kann mir dann doch nicht kneifen, zu sagen was ich denke: “Dann schmeiß sie doch an die Wand! Geht schneller als Verhungern …” Bumm. Funkstille. Eine ganze Stunde lang …
Dann kommt ein mauliges “Ist Hack auch ok? Tartar gab es nicht …” Prima! Sie hat scheinbar ihr Hirn wiedergefunden und war im Markt, dem Zwerg was holen. Ja, Hack ist auch ok. Danach wieder Funkstille … mehr als 24 Stunden lang.
Von Rinderhack zu Hack “Typ Rind”
Dann ergießt sich über mir ein Schwall übelster Beschimpfungen, von denen “inkompetent” noch die netteste war. Dem Wortschwall entnehme ich nicht nur einige mir bis dato unbekannte Schimpfwörter, sondern auch, dass Mausi verstorben ist.
Ich stehe auf dem Schlauch. Im Video sah man ein Tier, das ein bisschen lange nix zu essen hatte. Mit warm und einer Mahlzeit, sollte das zu lösen sein. Sie habe das Hack nicht angerührt, erfahre ich. Dabei habe sie extra “Typ Rind” gekauft. Moooooooment … “Typ” steht doch eigentlich nur auf Sachen, wo nicht drin ist, was drauf steht. Ich trau mich kaum zu fragen, tue es aber trotzdem.
Ja, natürlich veganes Hack! Was ich denn sonst glaube. Riecht und schmeckt wie echtes Rind. Meine Kinnlade knallt mit Schwung auf den Boden. Als ich die wieder eingesammelt habe, frage ich sie, was sie eigentlich glaubt, wozu Spitzmäuse quasi zur Hälfte aus Nase bestehen!? Sie habe das Mäuschen verhungern lassen für ihr verqueres Ideal, lasse ich sie wissen. Diese Nase bescheißt auch das beste Pseudofleisch nicht.
Ich könne nur nicht zugeben, dass ich keine Ahnung habe, bekomme ich noch hingebraten, bevor sie mich blockt. Wie Recht sie hat. Ich hatte keine Ahnung, dass ein Mensch “Soja” verstehen kann, wenn ich “Rind” sage!
Veganismus stufe ich mittlerweile als religiösen Fanatismus ein.
Meine güte wie dumm kann man sein bitte?! Ich lebe auch vegan, trotzdem ist mir klar das meine katzen fleisch brauchen…und zwar ausschließlich. Und mein Hamster bekommt auch seine insekten…weil wr sie einfach braucht. Bis zu deinem bericht habe ich nicht für möglich gehalten das es das geben würde. Menschen überraschen mich doch noch