Der Wirkstoff Oxytetracyclin aus der Gruppe der Tetracycline wird von dem Bakterium Streptomyces rimosus als Stoffwechselprodukt gebildet und wird in Form von Oxytetracyclinbase oder Oxytetracyclinhydrochlorid verwendet. Injektionslösungen basieren auf Propylenglykol- oder Polividonbasebasis.
In der Veterinärmedizin ist der Wirkstoff in den Präparaten Cuxacyclin, Duphacycline, Medox, Oxipra, Terramycin und Ursocyclin enthalten.
Das Wirkungsspektrum von Oxytetracyclin ist mit dem von Tetracyclin nahezu identisch.
Wirkung
Das Breitband-Antibiotikum Oxytetracyclin wirkt bakteriostatisch durch die Hemmung der ribosomalen Proteinsynthese in der Bakterienzelle. Der Wirkstoff gelangt durch ein energieabhängiges Transportsystem in die Zelle und bindet sich dort an die 30-S-Untereinheit der Ribosomen. Damit blockiert es die Akzeptorstellen, an denen die sogenannte Aminoacyl-t-RNA andocken würde. Die Proteinsynthese ist unterbrochen und es bleiben lose Polypeptidstücke zurück.
Wird er in hohen Konzentrationen verabreicht, kann der Wirkstoff auch die Proteinsynthese bei Säugetierzellen verhindern. Seine Affinität zu den 80-S-Untereinheiten der Ribosomen in Säugetierzellen ist zwar geringer als zu denen in der Bakterienzelle, trotzdem ist bei Langzeitanwendung und Überdosierung Vorsicht geboten.
Oxytetracyclin greift grampositive und gramnegative Bakterien innerhalb und außerhalb der Zelle an. Sein Wirkungsspektrum umfasst dabei unter anderem auch Rickettsien, die meisten Mycoplasmen, Spirochäten und Chlamydien. Viele Stämme gramnegativer Bakterien sind allerdings resistent.
Oxytetracyclin verteilt sich gut in Lunge, Leber, Niere und Knochen. Im zentralen Nervensystem wird dagegen kein therapeutischer Spiegel erreicht. Es passiert zudem die Plazenta und dringt auch in den fetalen Kreislauf ein. Bei säugenden Tieren ist es in der Milch nachweisbar.
Dosierung
Glöckner/Ewringmann empfehlen eine Dosierung von 10 – 20mg/kg, die 1x täglich subkutan zu verabreichen ist. Die Vetpharma-Datenbank der Uni Zürich führt dazu ergänzend für Farbmäuse eine Dosierung 60 mg/kg an, die ebenfalls subkutan zu verabreichen ist, jedoch im Abstand von 3 Tagen. Außerdem führt sie für eine orale Gabe über das Trinkwasser eine Konzentration von 0,4 mg/ml Wasser an.
Langzeitpräparate werden langsamer wieder ausgeschieden, wodurch ein 3tägiges Behandlungsintervall möglich ist.
Die Kur sollte noch 2 Tage nach dem Abklingen der Symptome fortgesetzt werden.
Dosierungstabelle für Ursocyclin 10% tägliche Gabe:
10 mg/kg | 20 mg/kg | 60 mg/kg | |
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Konzentration | 0,1 mg/10g | 0,2 mg/10g | 0,6 mg/10g |
Volumen | 0,001 ml/10g | 0,002 ml/10g | 0,006 ml/10g |
Anwendung
Im Allgemeinen wird der Wirkstoff eingesetzt gegen bakteriell bedingte, infektiöse Erkrankungen durch tetracyclinempfindliche Erreger wie:
- Lungenentzündungen
- Bronchopneumonien
- Dünndarmentzündungen
- bakterielle Durchfälle
- Sekundärinfektionen bei Viruserkrankungen
- Gebärmutterentzündungen
- zur allgemeinen Behandlung bei infizierten Wunden und Abszessen
Bei Nagern wird es außerdem für die Bekämpfung von Pasteurellen, Clostridium piliforme (Tyzzer’s Disease) und Enzephalitozoon cuniculi eingesetzt. Bei Mongolischen Rennmäusen wird es auch zur Prophylaxe gegen Babesia divergens verwendet. Besonders erfolgreich ist dabei der Einsatz im Bereich der bei Mäusen häufigen Atemwegserkrankungen.
Tetracycline zeigen verschiedene Wechselwirkungen mit einigen anderen Medikamenten. So besteht potentiell ein Antagonismus bei der gemeinsamen Verwendung von Oxytetracyclin und bakterizid wirkenden Antibiotika. Eine Mischung der Präparate ist daher zu vermeiden.
Zudem sollte es bei oraler Gabe nicht mit Trägerstoffen kombiniert werden, die zwei- oder dreiwertigen Kationen (Calcium, Eisen Magnesium, Aluminium, Zink oder Bismut) enthalten. Eine Gabe über Milchprodukte oder Nutrical ist also nicht möglich.
Verträglichkeit
Oxytetracyclin kann zu Leber- und Nierenschäden führen und sollte bei schweren Leber- und Nierenfunktionsstörungen nicht verabreicht werden. Bei einem gestörten Flüssigkeitshaushalt, etwa durch Durchfall, ist die Gefahr einer Nierenfunktionsstörung erhöht. Bereits vorhandene Nierenfunktionsstörungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit von Leberschäden. Bei Patienten mit Niereninsuffizienz liegt eine verlängerte Halbwertszeit vor. Die Konzentration des Wirkstoffes kann bei wiederholten Gaben also ansteigen. Darüber hinaus dürfen keine weiteren nieren- oder leberschädigenden Medikamente verabreicht werden.
Oxytetracyclin wirkt sich auf die Entwicklung des ungeborenen Nachwuchses und der Jungtiere aus und sollte daher in der Trächtigkeit und der Wachstumsphase nicht verabreicht werden.
Bei Langzeitpräparaten kommt es durch Ausflockungen des Wirkstoffes zu stärkeren lokalen Reizungen als bei zu anderen Präparaten. Nach einer Injektion in den Muskel kann es zu lokalen Reizungen, Muskelentzündungen, Abszessen und Nekrosen kommen.
Nach oraler Gabe kann es aufgrund einer Reizung durch nicht resorbierbare Stoffe oder Störungen der physiologischen Darmflora zu Appetitlosigkeit und Durchfall kommen. Auch das Auftreten einer Antibiotika-assoziierten Vergiftung durch Clostridien ist möglich. Die Gefahr dieser Nebenwirkungen ist bei oraler Gabe größer als bei Injektionen. Chinchillas, Meerschweinchen und Hamster sind am empfindlichsten.
Hohe Dosen können zu Störungen des Knochenwachstums und der Knochenheilung führen. Außerdem können sie durch die nierenschädigende Wirkung zu Nierenversagen führen.
Bei Mäusen, Ratten und Kaninchen wurden keine fruchtschädigenden oder krebserregenden Effekte festgestellt.
Die LD50 für Farbmäuse liegt für Oxytetracyclin bei 3600 – 7200 mg/kg.
Lagerung
Lagern Sie Präparate mit dem Wirkstoff lichtgeschützt und nicht über 25°C. Frieren Sie das Präparat nicht ein!
Haltbarkeit
Die Haltbarkeit entnehmen Sie dem Aufdruck der Packung. Wenn Sie ein Präparat abgefüllt bekommen, erkundigen Sie sich immer bei Ihrem Tierarzt, wie lange Sie es verwenden können.
Bezugsquellen
- Tierarzt
Inhaltsstoffe
Zusammensetzung je ml Ursocyclin 10%-Injektionslösung (Deutschland):
- Oxytetracyclinhydrochlorid 108 mg (= 100mg Oxytetracyclin)
- Hydroxymethansulfinsäure
- Natriumsalz 2H²O
- Polyvidon K 17
- 2-Pyrrolidon
- Monoethanolamin
- Magnesiumchlorid-Hexahydrat
- Wasser für Injektionszwecke.
Hersteller
Serumwerk Bernburg AG
Hallesche Landstraße 105b
06406 Bernburg
Quellen
Institut für Veterinärpharmakologie und -toxikologie
Wikipedia.org
Anja Ewringmann, Barbara Glöckner: Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus; Enke, 1. Auflage 2008
Beipackzettel Ursocyclin 10% (Schweiz, Deutschland)