Nein, das sind keine Hamster! Wirklich nicht … Wer sie einmal live gesehen hat, der glaubt es. Der Rest schaut mitunter skeptisch. Was soll das sein? Nicht ganz Maus und nicht ganz Hamster? Wenn Ihr mich fragt, die wollten eigentlich mal Flughörnchen werden, so wie sie sich bewegen. Aber dazu kommen wir noch.
Flotte, kleine Biester
Maushamster kommen aus den unwirtlichen Gegenden Turkmenistans. Wer dort überleben will, muss anscheinend nicht nur gut getarnt, sondern auch ziemlich gut zu Fuß sein. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass bei den kleinen, steingrauen Nagern die Füße den Boden quasi nur zu Richtungswechsel berühren. “Boah, die fliegen ja fast!”, entfährt es so manchem Besucher meiner bescheidenen Hütte. Japp. Und wehe, sie gehen mal flöten.
Hatten wir grad erst. Von sechs Maushamstern nur noch zwei da – in einem komplett offenen Obergeschoss mit Baustellenchaos. Na, Prost Mahlzeit! Wie schön, dass sich zwei davon selbständig wieder im Gehege angefunden haben. Einen hat meine geliebte Lebendfalle gefunden und einen hab ich gefunden – im Bett. Was haben die Viecher nur immer mit dem Schlafzimmer?
In solchen Momenten ist es überaus praktisch, dass Maushamster selbst dann nicht beißen, wenn man sie auf der Flucht mit der bloßen Hand greift. Grabs! Hab Dich! Ab nach Hause. Der Maushamster guckt mich beleidigt an. Ich schaue strafend zurück.
Hamstern ohne Hamsterbacken
Ich bin zu dem Schluss gelangt, Maushamster heißen MausHAMSTER, weil sie hamstern. Ja, tun sie wirklich und nicht gerade wenig. Drei Maushamster können in einem Vierteljahr über ein Kilo Futter horten – wenn man ihnen immer wieder die Schüssel füllt, weil die armen Tierchen ja “aufgegessen” haben und hungrig gucken.
Ich finde das eine ziemliche Leistung, denn im Gegensatz zu echten Hamstern haben Maushamster keine Backentaschen. Stattdessen stopfen sie die Schnute voll, bis die Seiten am Maul so ausbeulen, dass man jedes Korn erkennen kann, und das letzte Körnchen vorne rausguckt wie das Hähnchenbein bei Max und Moritz.
Damit wetzen sie dann in ihr Futterversteck, wenn sie sich unbeobachtet wähnen. Dieses Versteck wird in der Regel sehr liebevoll gepflegt und das Futter hat tatsächlich auch nach Wochen oder gar Monaten noch eine fressbare Qualität. Im Gegensatz zu einigen anderen sammelnden Ferkeln pieseln oder kötteln sie nämlich nicht rein.
Das wiederum führt bei mir dazu, dass inzwischen ab und zu die Küche kalt und damit die Schüssel leer bleibt. Die verhungern schon nicht, wenn sie mal ne Woche nix kriegen. Schließlich wissen sie ganz genau, wo sie ihren Krempel gebunkert haben und ich weiß ganz genau, dass der mindestens für vier Wochen reicht.
Äh, wo kommt Ihr denn her!?
Dieser Satz ist nicht nur mir, sondern auch manch anderem Maushamsterhalter entfahren, als ihn fröhlich neben den von ihm angeschafften Tieren deren Miniausgaben aus dem Gehege anstrahlten.
Das einzig Gute an dieser Lage ist: Maushamster sind keine Farbmäuse oder gar Vielzitzenmäuse, die sich mal eben verzwanzigfachen. Mit durchschnittlich drei bis vier Kids ist es getan. Und die Abstände sind auch meistens deutlich länger zum nächsten Wurf als die obligatorischen drei bis vier Wochen vieler anderer Arten.
Der Haken ist hier woanders und heißt Geschlechtsbestimmung. Während ich mich bei Farbis, Mongolen, Vielzitzen und Co. immer ganz besorgt frage, welcher Blindfisch da drunter geguckt hat, wenn es Unfallwürfe gib, kann ich es bei Maushamstern ausnahmsweise mal verstehen. Die muss man wirklich in die Hand nehmen und gaaaaaaaaaaaaaaaanz genau hingucken. Ein ca. 1mm breiter Streifen unterm Röckchen macht hier den Unterschied. Also Brille aufsetzen, sonst Kinderüberraschung!
Mit dem Staubwedel ins Mäusezimmer
Maushamster haben noch einen weiteren Vorteil: Sie gehen recht zuverlässig auf’s Klo – wenn sie denn überhaupt mal müssen. Die Gehegereinigung wird bei diesen süßen Zwergen nicht zum wöchtlichen Großprojekt, sondern eher zur monatlichen 5-Minuten-Aktion. Und trotzdem riechen sie nicht.
Toll, oder? Zu schön, um wahr zu sein? Na jaaaaaaa … Ihr müsst zwar das Gehege nur selten putzen – dafür etwa 4 Wochen nach dem Einzug der Süßen das ganze Zimmer, in dem sie stehen. Maushamster sind Sandbader und verfetten ohne große Sandflächen im Gehege sehr schnell.
Für diese Flächen könnt Ihr Euch allerdings nicht mit staubfreiem Quarzsand aus der Affäre ziehen. Attapulgit oder Sepiolith darf es sein – und wer diese Sandsorten schon mal hatte, kennt die netten Schwaden, die schon beim Einfüllen des Sandes lustig durch das Gegenlicht des morgendlichen Sonnenscheins tanzen. Ebendiese Schwaden findet Ihr dann überall, aber auch wirklich überall im Raum wieder. Einmal Komplettreinigung bitte.
Danach hat sich der Sand zwar soweit entstaubt, dass es bis zum nächsten Frühjahrsputz hält, aber durch dieses eine Mal müsst Ihr durch.
Garstige, kleine Viecher
Maushamster sind echt niedlich. Leider tendieren sie ab und zu dazu, auch unter die Kategorie “Ponyhof” zu zählen. Mitunter sind sie schon während der Vergesellschaftung so garstig, dass man es gleich lassen kann, wenn man keine Jungtiere für die VG hat. Öfter läuft die Vergesellschaftung an sich jedoch noch gut.
Umso fieser ist es dann, wenn man heim zu seinen geliebten Flauschbällen kommt und die einen so zerlegt haben, dass der Schwanz nicht mehr zu retten ist und alle Beine gebrochen sind – oder man gar einen Toten im Gehege hat. Kommt zwar selten vor – aber kommt eben vor.
Dauerhaft tickende Zeitbomben wie Mongolische Rennmäuse sind sie allerdings nicht. In der Regel explodiert das Gefüge in den ersten drei Monaten nach der Vergesellschaftung. Was sich dann noch nicht geschlagen hat, verträgt sich meist dauerhaft.
Das schreckt Euch nicht ab? Dann findet Ihr mehr über Maushamster als Haustiere auf meinem kleinen Stichpunktzettel im Internet. 😉