Krätzmilben, Haarbalgmilben, Läuse, Haarlinge, Rattenmilbe, Rote Vogelmilbe, Flöhe … Naaa, juckt es Euch schon? Wer schon einmal Bekanntschaft mit einem Lästling dieser kurzen Liste gemacht hat, wird sich vermutlich grad instinktiv gekratzt haben. Das ist völlig normal. Ihr befindet Euch also in bester Gesellschaft. Keiner mag sie, aber (fast) jeder hat sie irgendwann an seinen Tieren: Parasiten.
Backe, backe, Häusle desinfiziere
Ein unter Mäusehaltern weit verbreiteter Brauch ist es, alles – aber auch wirklich alles – auszubacken oder einzufrieren. Nix darf unbehandelt an die Maus, denn dann bleiben sie auch von Parasiten verschont – denken sie zumindest. Mir wäre das zu anstrengend. Aber wenn es dem Seelenfrieden hilft. Ihr wisst ja, wie das mit der Facon ist.
Leider gibt es immer wieder mal Leute, die mir meine – zugegebener Maßen sehr entspannte – Facon in diesem Punkt nicht gönnen. Davon hatte ich letztens erst wieder einen, der meinte, mir gern erklären zu müssen, wie ich mit meinen viiiiieeeeeelen Tieren meine Bestandshygiene zu betreiben hätte. Fazit: Ich bin unverantwortlich und müsste ja jeden Moment in Parasitengekrabbel ersaufen.
Dass ich das seit mehr als 25 Jahren nicht tue, irritiert solche Leute an dieser Stelle wenig. So auch dieses Exemplar. Ich hab es ja bloß noch nicht gemerkt. Gemerkt hat es dafür unser (Neunmal)Klugscheißer. Den hat nämlich trotz Backröhre und Tiefkühle die Tropische Rattenmilbe besucht. Merke, auch die beste Desinfektion hilft nix, wenn man sich nicht mit den Verbreitungswegen der Parasiten beschäftigt.
Die chemische Keule
Kaum krabbelt es irgendwo, greift der entsetzte Maushalter gern zur Chemie. Bactazol, Flohbomben, Ardap, … Das Arsenal ist endlos und reicht von “Geldverschwendung” bis “Biohazard”. Fragt man dann nach, was sie da denn eigentlich bekämpfen wollen, gucken nicht wenige Körnergeber mit großen Kulleraugen aus der Wäsche: Milben. Na, welche denn? Ja, keine Ahnung – Milben halt.
Ah ja … So gehen einige mit Bactazol auf Rattenmilben los – und wundern sich, wenn die Milben fröhlich pfeifend drin baden und hernach frisch geputzt und sehr munter weiterkrabbeln. Im Gegenzug schießen andere mit Ardap-Kanonen auf Spatzen … äh … Hornmilben. Dass eben diese zwar recht zahlreich und und optisch juckreizfördernd in der Gegend rumkrabbeln können, mag ja sein. Parasiten sind sie trotzdem nicht. Sie mit einem Gift zu besprühen, das mehr als 6 Monate auf einer Oberfläche haften – und wirken – kann und der Gesundheit von Mäusen und Menschen wenig förderlich ist, ist nicht nur sinnlos. Es ist ist genauso intelligent wie die Kombi Bactazol – Rattenmilbe.
Merke: Milbe und Methode sollten zusammenpassen und das nicht nur, weil beides mit M an fängt. Wenn also irgendwas auf, an oder um Eure Mäuse krabbelt, nervt Euren Tierarzt so lange, bis er sich sicher ist, dass er weiß, was da krabbelt. Schleppt Tesa hin und notfalls auch die ganze Mäusebande. Das kann Euch viel Stress, Ärger und Gift ersparen.
Iiiihhh, Würmer!
Würmer sind die neue Mode bei den Parasiten. Das zumindest mag man meinen, wenn man manche Pflegestellen tönen hört, die neuerdings Wurmprophylaxen oder nachgewiesene Wurmfreiheit des Bestandes als Vermittlungsbedingung fordern. Würmer – das klingt schon so eklig. Wenn man dafür einen Nachweis ihrer Absenz oder gleich die Prophylaxe fordert, klingt das deshalb besonders professionell und erfahren. Und schließlich sind 80% des Mausbestandes durchseucht – theoretisch. Die Praxis und mein Mikroskop sagen da was anderes.
Aber unbedarfte Mäusehalter schlumpfen dann zum Tierarzt. Im Idealfall geben sie da eine Kotprobe ab. Im schlimmsten Fall bekommen sie prophylaktisch Panacur. Aber was wir schon bei Milben gelernt haben, gilt auch für Würmer. Es gibt viiiiiieeeeeeele, viele verschiedene. Panacur braucht man für die aber fast nie. Dafür kann man mit der weißen Brühe das Immunsystem ziemlich nachhaltig töten. Bei besonders empfindlichen Tieren wie Uraltrentnern und Minimäusekindern löst sich das (vermutete) Parasitenproblem dann öfter gleich komplett mit der Maus in wenig Wohlgefallen auf. Maus tot, Ziel erreicht. Die Würmer sind weg.
Das Traurige daran: Wer sich von dieser Paranoia anstecken lässt, vergißt, Würmer haben keine Beine. Im Gegensatz zu Flöhen, Milben und anderen Lästlingen können sie nicht einfach spazieren gehen. Wer sich also zu einer ganz normalen Hygiene während einer Quarantäne in der Lage sieht, hat im Zweifelsfall alle Zeit der Welt, eine genaue Parasitenbestimmung machen zu lassen. Da ändert auch die Mär von fliegenden Wurmeiern nix dran.
Selbsternannte Experten drohen dann gern mit einem wichtig klingenden Fachwort: Zoonose. Ja, es gibt Würmer, die auch auf den Menschen übergehen können. Aber das können Flöhe auch und komischerweise findet das keiner auch nur halb so tragisch. Dabei können die Euch auch mit Würmern beehren. Also bleibt auf dem Teppich – und wascht Euch die Hände.
Parasitenpanik lohnt sich (nicht)
Ungeliebte Untermieter erfreuen kaum jemanden. Aber in Zeiten, wo Menschen absichtlich Cocktails mit Wurmeiern trinken, um Allergien zu bekämpfen, sollte sich langsam rumgesprochen haben, dass hektische Flecken und Panikattacken in den meisten Fällen unangebracht sind.
Erst Parasiten bestimmen, dann (vielleicht) Haare raufen. Nur mit der genauen Bestimmung könnt Ihr wirklich sinnvoll reagieren, frei nach dem Motto: So wenig wie möglich und so viel wie nötig. Ihr erspart Euch dadurch viel Nervenkrieg, Chemie und Arbeit. Keine Heulattacken, weil die Mäuse ihr Antiparasitikum nicht fressen wollen – und damit wahrscheinlich auch noch Recht haben, weil es für fast alles Spot-ons gibt. Keine Großputzaktion mit aggressiven Chemikalien. Keine halben Aus- und Umzüge wegen Flohbomben und anderen Foggern. Keine vollen Tiefkühltruhen, kein stundenlanges Ausbacken, wenn es nicht nötig ist. Manchmal tut es schon ein wenig Essig und der Dampfreiniger – oder pures Däumchendrehen (siehe Hornmilben 😉 ) …