Rötelmäuse sind tolle Tiere. Ich liebe diese kleinen, rostbraunen Nager – auch wenn ich mich regelmäßig schief für sie angucken lassen darf:
- Bist Du sicher, dass die kein Hanta haben?
- Hast Du die etwa im Wald gefangen?
- Warum hält man sich die denn? Rennen draußen doch genug rum.
- Bist Du auch gaaaaaanz sicher, dass die kein Hanta haben?
Ja, nein, weil sie süß und neugierig und leicht zufriedenzustellen sind und ja, ich bin absolut sicher!
Guck mal, was da nörgelt
Rötelmäuse sind Wühlmäuse. Wer Wühlmäuse mag, dem wird bei Rötels das Herz aufgehen und das nicht nur wegen des wabernden, mausdurchfleuchten Bodengrundes, der einen beim Betrachten immer etwas an den Film “Im Land der Raketenwürmer” erinnert.
Jede Mausart hat ihre ganz eigene Lautsprache. Das, was für uns im hörbaren Bereich liegt, ist zwar wenig, aber nicht minder interessant – und im Falle von Rötelmäusen auch durchaus unterhaltsam. In der Regel hört man sie vor allem dann, wenn ihnen was nicht passt – also in der Vergesellschaftung, wenn man sie ungefragt hoch nimmt, wenn das Badewasser für alle Mäuse knapp wird oder wenn gerade ein Artgenosse mit dem fettesten Möhrenstück eilig davonsausen will in der Hoffnung, es dann allein aufschratzeln zu können.
Fast alle Mäuse meckern in solchen Sitationen – aber keine Mausart nörgelt so schön wie Rötelmäuse. Deshalb haben sie hier auch den offiziellen Untertitel “die Nörgels”. Ich könnte ihnen stundenlang zuhören. Dieses empörte, leicht kratzige Gepiepse muss man einfach lieben. Gut, dass Rötelmäuse – im Vergleich etwa zu Farbmäusen – so gesprächig sind. Sie finden immer einen Grund zum Nörgeln – und sei es, dass man den Kürbiskern nicht schnell genug loslässt.
Nicht ohne mein (Fuß)Bad
Rötelmäuse kommen in der Natur vor allem in feuchten Ecken und an Bachläufen vor. Zwar haben unsere Haustiere die nie gesehen. Haben möchten sie sowas trotzdem und sei es nur eine Badeschale mit Wasser. Wer ihnen dieses Bad nicht gönnt, dem bringen sie auf ihre ganz eigene Art nahe, dass das Gehege doch etwas zu trocken sei. Sie setzen es ganz einfach selbst unter Wasser. Wie vier Nörgels innerhalb einer Woche einen knappen Kubikmeter Streu sacknass kriegen, ist mir bis heute ein Rätsel. Fakt ist, sie schaffen es. Fakt ist auch, bekommen sie das gewünschte Badewasser, lassen sie den Rest trocken.
Diese Vorliebe macht Rötelmäuse zum perfekten Objekt für Naturgehege mit Erde und Bepflanzung. Ihre Pflanzen gießen sie selbst – soweit sie sie nicht binnen kürzestem weggeschratzelt haben. Und die feuchte Erde vertragen sie nicht nur hervorragend – sie lieben sie sogar.
Hattu Möhrchen?
Möhren und anderes Wurzelgemüse stehen bei den meisten Mausarten nicht besonders hoch im Kurs. Meine Stachelmäuse schauen mich meistens nur sparsam an, wenn es Möhren gibt, meine Buschschwanz-Renner und die Kaktusmäuse können sich auch nicht wirklich dafür erwärmen. Die Knirpse legen mir Möhrenstücke mitten hin: “Räum das weg. Das ist bäh!” Was also dieses Artenquartett mengenmäßig zu viert in einer Woche nicht frisst, inhalieren Rötelmäuse pro Maus in 24 Stunden mit wachsender Begeisterung.
Nun gibt es unter den Mäusehaltern ja immer diese Experten, die alles kleinschneiden oder zu Brei rühren müssen. Denen soll ich von den Rötelmäusen ausrichten: “Schafft uns bitte nicht an. Wir sind Nagetiere!” Möhren, Petersilienwurzel, Löwenzahnwurzel und ähnliches füttert man Rötelmäusen am besten so: Gemüse nehmen – am Stück so in die Erde stecken, dass noch ca. 5cm rausgucken – auf die Mäuse warten, die in den nächsten 5 bis 10 Minuten um die Ecke gewackelt kommen.
Dann geht sie los, die Schlacht am kalten Mäusebuffet. Maus 1 zieht und zerrt an der Möhre, während Maus 2 sich blitzartig in die Erde gräbt, aus der es gleich darauf verdächtig schmatzt. Die Mäuse 3 bis 8 hocken noch eine Etage höher und gucken leicht verschlafen auf das Geschehen. Es dauert ein paar Augenblicke, dann löst sich die Möhre aus dem Boden und 8cm Maus suchen mit 25cm Möhre eilig das Weite. Aus dem Erdboden nörgelt es kräftig und Sekunden später schaut eine mit Erdekrümeln gespickte Mäusenase aus dem Loch, wo eben noch die Möhre war. Gleichzeitig durchzuckt die Erkenntnis das Sextett auf der Etage: eine MÖHRE!!!
Für ihre kurzen Beinchen können Rötelmäuse erstaunlich fix sein, wenn sie wollen – und wenn es um Möhren geht, wollen sie. Schon Sekunden später hängen 8 zeternde Mäuse an der Möhre wie die Hyänen am Aas und jede zerrt in eine andere Richtung. Mein Mann guckt besorgt zur Bürotür rein (wo die Rötelmausvoliere steht): “Alles ok bei den Mäusen?” Ja, ja, alles gut. Was man da durch die Tür bis in den Flur hört, sind nur die typischen Essensdiskussionen, die es bei den Nörgels öfter gibt. Schließlich müssen sie ihren Untertitel ja immer wieder mal verteidigen.
Nörgel… äh … Rötelmäuse als Haustiere
Nörgels als Haustiere? Das klingt spannend? Mehr über die kleinen, einheimischen Mäuse erfahrt Ihr auf meiner Homepage im Steckbrief Rötelmäuse. Die Highlights kennt Ihr ja jetzt schon. ^^
Motzbobbels 🙂 wie süß 🙂