Doramectin für Mäuse und andere Nager
Präparate:
Kurzinfo:
- Dectomax
- Antiparasitikum
- ein Avermectin
Wirkung und Eigenschaften von Doramectin
Doramectin ist ein stark lipophiles, aber kaum wasserlösliches Antiparasitikum aus der Gruppe der Avermectine. Wie alle Stoffe dieser Gruppe wirkt es auf die Durchlässigkeit der Zellmembran für Chlorid-Ionen. Durch die erhöhte Permeabilität strömen mehr Ionen ins Innere der Nerven- und Muskelzellen. Diesen Effekt erreicht Doramectin, indem es sich an glutamat-aktivierte Chloridkanäle bindet, die es nur bei Wirbellosen gibt. Dadurch unterbricht es die Erregungsleitung und verursacht beim Parasiten eine schlaffe Lähmung und schließlich den Tod.
Da Doramectin die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden kann, kann es das zentrale Nervensystem von Säugetieren nicht beeinträchtigen.
Doramectin verteilt sich in sämtlichen Geweben. Die höchste Konzentration erreicht es jedoch im Fettgewebe.
Die Bioverfügbarkeit von Doramectin beträgt beim Spot-on nur ein Sechstel der Verfügbarkeit bei Injektion. Sie ist aber immer noch um 45% besser als bei Ivermectin.
Wie schnell Doramectin nach einer Injektion aufgenommen wird, hängt auch vom Trägermedium (z. B. Sesamöl, Mizellen). Ölige Zubereitungen verlängern die Wirkzeit.
Ausgeschieden wird der Wirkstoff hauptsächlich über die Galle und damit über den Kot. Nur kleine Anteile werden über die Niere ausgeschieden.
Doramectin wird nach und nach aus dem Fettgewebe wieder abgegeben. Dadurch entsteht eine Depotwirkung, die bei größeren Tieren länger ist als die von Ivermectin. Bei kleinen Nagern hält das Depot jedoch durchschnittlich 7 Tage an.
Eigenschaften
- Depotdauer: 7
- gegen alle Ektoparasiten
- gegen Nematoden
Indikationen für Doramectin
Eingesetzt werden kann Dectomax gegen alle Ektoparasiten wie Milben, Läuse, Haarlinge und Flöhe sowie gegen alle klinisch bedeutsamen Nematoden. Wirksam ist es beispielsweise gegen:
- Trichuris ssp.
- Syphacia muris
- Sarcoptes scabei
Außerdem stört es die Eibildung der Würmer und ihre Larvenentwicklung. Hier schließt es die Wirkungslücke von Stronghold. Bandwürmer sind gegen Dectomax von Natur aus immun.
Indikationen im Überblick
- alle Ektoparasiten
- viele Nematoden
- nicht gegen Trematoden
- nicht gegen Cestoden
Dosierung und Verträglichkeit von Doramectin
Doramectin hat sich bei als verträglich erwiesen und kann bei Mäusen als Spot-on sowie als subkutane oder intramuskuläre Injektion verabreicht werden. Durchgesetzt hat sich vor allem der 0,5%ige Spot-on, da er sich besonders einfach anwenden und recht stressfrei applizieren lässt. Nach Möglichkeit sollten Sie allerdings beim frischen Spot-on vermeiden, dass die Mäuse diesen wieder ablecken. Als Orientierung können Sie das nachfolgende Schema verwenden:
Größe 1
Knirpsmaus, Zwergmaus u.ä. große/schwere Tiere sowie ähnlich große/schwere Jungtiere größerer Arten
½ Tropfen
Größe 2
Weißfußmäuse, Farbmäuse u.ä. große/schwere Tiere sowie ähnlich große/schwere Jungtiere größerer Arten
1 kleiner Tropfen
Größe 3
Stachelmäuse, Striemengrasmäuse, Vielzitzenmäuse u.ä. große/schwere Tiere
1 großer bis 1½ Tropfen
Größe 4
Akazienratten, große Stämme der Vielzitzenmäuse u.ä. große/schwere Tiere
1½ – 2 Tropfen
Größe 5
Persische Rennmäuse, Indische Nacktsohlen-Rennmäuse
2 – 3 Tropfen
Jungtiere sehr kleiner Arten wie Knirps-, Zwerg- oder Aalstrichklettermäuse sollten wegen der Gefahr einer Überdosierung gar nicht behandelt werden!
Alternativ kann Doramection auch gespritzt werden. Bitte beachten Sie: Die Injektionslösung ist höher dosiert und muss entsprechend verdünnt werden!
Bei Farbmäusen hat sich Doramectin als sehr verträglich erwiesen. In der Praxis bewährt hat sich der Spot-on als 1 Tropfen der 0,5%igen Lösung mit einer drei- bis viermaligen Gabe im Wochenabstand. Die untenstehend abweichenden Angaben sind der Literatur entnommen und dienen der Information für Ihren Tierarzt.
Dosierungsangaben bei Farbmäusen aus der Literatur:
Gabemodus | Wirkstoffmenge |
---|---|
subkutan | 0,5mg/kg; 3x im Abstand von je 7 Tagen |
Bei Mongolischen Rennmäusen hat sich Ivermectin als sehr verträglich erwiesen. In der Praxis für adulte Mäuse bewährt hat sich der Spot-on als 1 Tropfen der 0,5%igen Lösung mit einer drei- bis viermaligen Gabe im Wochenabstand. Die untenstehend abweichenden Angaben sind der Literatur entnommen und dienen der Information für Ihren Tierarzt.
Dosierungsangaben bei Mongolischen Rennmäusen aus der Literatur:
Gabemodus | Wirkstoffmenge |
---|---|
subkutan | 0,5mg/kg; 3x im Abstand von je 7 Tagen |
Für mausartige Exoten konnte ich in der Literatur keine Angaben zur Verträglichkeit finden. Da mit Ivermectin und Selamectin erprobte Alternativen zur Verfügung stehen, sollten Sie diese bevorzugen. Lässt sich die Anwendung von Doramectin nicht vermeiden, orientieren Sie sich in der Dosierung am besten am obigen Größenschema.
Für exotische Kleinsäuger konnte ich in der Literatur keine Angaben zur Verträglichkeit finden. Da mit Ivermectin und Selamectin erprobte Alternativen zur Verfügung stehen, sollten Sie diese bevorzugen. Lässt sich die Anwendung von Doramectin nicht vermeiden, orientieren Sie sich in der Dosierung am besten am obigen Größenschema.
Bei Hamstern hat sich Doramectin sowohl für Mittelhamster, als auch für Zwerge als sehr verträglich erwiesen. In der Praxis bewährt hat sich der Spot-on mit der 0,5%igen Lösung mit einer drei- bis viermaligen Gabe im Wochenabstand. Für Zwerghamster genügt in der Regel 1 kleiner Tropfen. Mittelhamster erhalten 1 großen Tropfen.
Die untenstehend abweichenden Angaben sind der Literatur entnommen und dienen der Information für Ihren Tierarzt.
Dosierungsangaben bei Hamstern aus der Literatur (Arten werden dort leider nicht unterschieden):
Gabemodus | Wirkstoffmenge |
---|---|
subkutan | 0,1 – 0,4mg/kg 3x im Abstand von 7 Tagen |
Spot-on | 0,5mg/kg 3x im Abstand von 7 Tagen |
Über die Verträglichkeit bei Ratten sagt die Literatur leider nichts aus. Erfahrungswerte eruiere ich noch.
Die untenstehenden Angaben sind der Literatur entnommen und dienen der Information für Ihren Tierarzt.
Dosierungsangaben bei Farbratten aus der Literatur:
Gabemodus | Wirkstoffmenge |
---|---|
subkutan |
|
oral |
|
Anwendung von Doramectin bei kleinen Heimtieren und Exoten
Doramectin wird in der Regel als Spot-on („Punkten“) verwendet, der im Idealfall im Nacken bzw. hinter den Ohren aufgetragen wird. Generell kann es aber auf jeder Körperstelle außer im Gesicht aufgetragen werden. Wichtig ist, dass es möglichst direkt auf die Haut gebracht wird. Die sollte dafür trocken sein. Wasserbader und Nager aus sehr feuchten Habitaten dürfen nach etwa 12h wieder nass werden.
Versuchen Sie ein Abputzen des Mittels zu verhindern.
Da die meisten Parasiten einen Entwicklungszyklus von ca. 3 Wochen haben, muss Dectomax seiner Depotwirkung gemäß dreimal im Abstand von jeweils 7 Tagen aufgetragen werden. Bei starkem Befall empfiehlt sich eine vierte Gabe.
Und so spotten Sie Ihren Nager:
- Nehmen Sie eine zahme Maus aus der Box oder dem Gehege, scheiteln Sie das Fell und geben Sie dem Nager die entsprechende Menge Ivomec oder eines anderen ivermectinhaltigen Präparates in den Nacken bzw. hinter Ohr. Setzen Sie das Tier bei einem Befall durch mobile Ektoparasiten danach in eine mit weißem Küchen- oder Klopapier ausgeschlagene Box, um herabfallende oder flüchtende Parasiten erkennen zu können. Nach etwa einer Stunde kann das Tier aus der Box.
- Scheue Nager sollten Sie von vornherein in eine Box setzen und sie mit der Spritze „abschießen“. Lassen Sie sich dazu einen Tropfen an der Spitze sammeln und tupfen Sie dann die Spritze nach Möglichkeit gegen den Strich durchs Fell auf die Haut.
- Bei extrem scheuen Exemplaren hat es sich bewährt, die Box in die Badewanne zu setzen, falls der Patient in seiner Panik aus der Box springt.
Vermeiden Sie während der gesamten Behandlung die Berührung des Antiparasitikums an der Spritze oder im Fell.
Für die Gabe als Injektion müssen Sie in jedem Fall Ihren Tierarzt aufsuchen!
Kontraindikationen für Doramectin
Doramectin sollte nicht verwendet werden, wenn bei Ihrem Nager oder in dessen Familie eine Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff bekannt ist. Das ist beispielsweise bei Laborstämmen der Fall, denen das sogenannte P-Glykoprotein fehlt.
Wenn es sich der Spot-on verschieben lässt, sollten Sie auf das Spotten tragender Mäusinnen verzichten. In der Praxis hat sich im Mäuseasyl gezeigt, dass die dann geborenen Jungtiere mitunter kleiner und kränklicher sind als Jungtiere nicht gespotteter Mütter.
Nebenwirkungen und Toxizität von Doramectin
Wird Doramectin als Injektion verabreicht, kann es an der Einstichstelle zu Verfärbungen der Haut und leichten Entzündungsreaktionen kommen.
Ratten sind laut erfahrenden Haltern häufig in den ersten 24 h nach der Gabe recht müde.
Sollten Sie bei korrekter Verdünnung und Anwendung Nebenwirkungen bei einem Tier feststellen, senden Sie uns bitte eine kurze Info unter info[at]das-maeuseasyl.de
Akute Toxizität:
- oral >2000 mg/kg
Akute Toxizität für Farbratten:
- i.p. >300 mg/kg
Nebenwirkungen im Überblick
- Hautverfärbungen
- leichte Entzündungen
- teratogen erst bei für Mutter toxischen Dosen
- nicht mutagen
- nicht fetotoxisch - kann aber kleinere und anfälligere Jungtiere verursachen
Vergiftungen nach Überdosis
- neurologische Symptome
Wechselwirkungen von Doramectin mit anderen Medikamenten
Nennenswerte Interaktionen geht Doramectin mit Benzodiazepinen und mit Spinosad ein. Bei den Benzodiazepinen verstärken die beiden Wirkstoffe ihre Toxizität gegenseitig. Es kommt also eher zu Vergiftungserscheinungen. Bei einer gleichzeitigen Gabe von Spinosad kann dieses ebenfalls das toxische Potenzial von Doramectin erhöhen. Auch in diesem Fall steigt das Risiko, dass neurotoxische Symptome auftreten können.
Wechselwirkungen im Überblick
- gegenseitige Verstärkung bei Benzodiazepinen
- Verstärkung der Toxizität von Doramectin bei Spinosad
Lagerung und Haltbarkeit von doramectinhaltigen Präparaten
Bei Raumtemperatur ist Doramectin stabil. Lagern Sie Dectomax und andere doramectinhaltige Präparate immer dunkel, bei Zimmertemperatur (15 bis 30°C) und gut verschlossen. Nach dem Anbrechen ist die Portion bei korrekter Lagerung und hygienischer Entnahme ist das Präparat noch 12 Monate verwendbar.
Lagerung im Überblick
- dunkel lagern
- sorgfältig verschließen
- bei 15 - 30°C lagern
- nicht einfrieren
- auf hygienische Entnahme achten
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Quellen
Pharmakologie-Datenbank der Uni Zürich
PubChem
A. Ewringmann, B. Glöckner: Leitsymptome bei Hamster, Ratte, Maus und Rennmaus. Enke Verlag 2008
K. Gabrisch, P. Zwart: Krankheiten der Heimtiere. Schlütersche 2007
K. Müller: Heimtierskills. Praxisleitfaden zu Diagnose und Therapie bei kleinen Heimtieren. Schattauer 2017