Mäuse in der Unterwäsche, Zwergschläfer in der Milch, Schaben zwischen den Lebkuchen oder Heimchen hinter der Einbauküche … Es gibt so Dinge im Leben eines Nagerhalters, auf die könnte man gut und gerne verzichten. Brauchen tut die nämlich höchstens das Umfeld der Opfer – zur allgemeinen Erheiterung. Die hat ihren Ausgang nur allzu oft in einem Satz: “Die passen da nicht durch.” Sprach’s und das Unglück nimmt seinen Lauf.
Als Schläfer noch neu waren
Ich habe ja schon öfter Tiere übernommen, über die es (noch) keine Infos gab. Und es gab tatsächlich Zeiten, da steckte das Internet noch in den Kinderschuhen (ja, ich bin alt :p), das Wort “googeln” war noch nicht erfunden und ich bekam meine ersten Afrikanischen Zwergschläfer. Knapp farbmausgroß und sprichwörtlich mausgrau. Was tut man mit solchen Tieren? Genau, man bringt sie eben auch wie Mäuse unter, bis man schlauer ist.
Das Terrarium muss es erstmal tun. Und so verschwinden 7 kleine Schläfer in einem 150x50x50cm großen Holzrahmenterra. Damit ihnen nicht kalt ist, lege ich den Gästen aus Afrika noch ein Kabel für eine Wärmelampe rein. Das muss ich zwar durch den Spalt zwischen Scheibe und Holzrahmen ziehen, aber das sind höööchstens 5mm. Da passen die nie durch. Damit sind die Schläfer eingemietet und ich konnte zur Arbeit.
Späteren Abends kommt meinereiner dann ziemlich platt nach Hause. Jetzt noch ein Müsli (wehe, Ihr sagt was zu meinen Essgewohnheiten!) und dann ab ins Bett. Ich nehme die Milchpackung vom Regal – und wundere mich. Irgendwas klappert in meiner Milch. Ich schüttle. Komisch … Da ist ja wirklich was drin. Ich stelle die Milch irritiert auf den Tisch und will eine neue Packung holen – als es von innen an dem Karton schabt. Da lebt was drin!
Blitzartig vergeht mir der Appetit. Ich schieße wie von der Tarantel gestochen hoch, Milchpackung und Schere in der Hand. Ruckzuck ist das Teil offen und im Waschbecken ausgelehrt. Heraus kullert: einer meiner neuen Zwergschläfer. Ziemlich kühl und zerknietscht liegt er in meiner Hand. Vorsichtig wasche ich ihn mit warmem Wasser ab und stecke ihn in ein Handtuch. Nix bewegt sich. Er wird doch nicht …! Nein, er ist nicht gestorben. Tödlich beleidigt schaut mich ein tropfnasser Schläfer aus dem Handtuch an, als ich nachsehe.
Man möge mir also verzeihen, wenn ich etwas grinse, wenn mir ein Schläferneuling stolz den Käfig zeigt und ich meine, der geht nicht, er aber anders meint: Das ist Mäusegitter. Da kommen die nicht durch. Sind ja so groß wie Mäuse. Na, wenn er meint. Ich habe ihm zumindest empfohlen, die Milch wegzuräumen.
Bleibt doch mal eben da drin
Hirschmäuse sind intelligente, kleine Monster. Wohl deshalb werden sie auch in der Hirnforschung im Labor eingesetzt. Ein eben solches hatte dann mal ein paar dieser eigentlich ganz liebenswerten Kreaturen zu viel. Und wie es im Tierschutz manchmal so ist: Kenn ich nicht, nehm ich nicht. Keiner wollte sie. Also hebe ich zaghaft die Hand, bevor die Mäuse im Gas landen.
Keine 4 Wochen später trudeln insgesamt 21 Mäuse ein, denen ich liebevoll ihre Volieren fertiggemacht habe. Die kippe ich erstmal in meine Badewanne, um sie etwas zu beobachten. Sind ja Hamsterverwandte und haben kurze Beine. Die springen never ever da raus. Leicht frustriert schau ich den Tieren beim Kreislaufen und Backflippen zu, bis das Telefon klingelt.
Na, einen Moment kommen die auch mal ohne mich aus. Aus dem Moment wird dank Notfalldrama kranker Mäuse eine gute halbe Stunde, bevor ich den Haussegen dann einpacken und in seine Voliere stecken kann. Beseelt stehe ich vor selbiger und schaue meinen neuen Mitbewohnern bei der begeisterten Erkundung ihres Geheges zu.
Am nächsten Morgen quäle ich mich vom Wecker belästigt schlaftrunken Richtung Bad. Auf dem Weg krame ich im Halbschlaf in meiner Wäscheschublade. Seit wann trage ich Pelz!? Schlagartig bin ich putzmunter. Zwischen meinen Strings hat es sich ein Hirschmäuserich (Männer! o.O) gemütlich gemacht. Na, wo kommst Du denn her!? Endgültig aufgewacht trage ich das Kerlchen zum Rest, der ihn schon erwartet, und begutachte die Verluste in meiner Schublade. Merke, auch Hamsterverwandte mit kurzen Beinen können durchaus gut 50cm hoch springen.
Lecker Schokoschaben
Wenn einer seine Futtertiere selber züchtet, dann informiert er sich im Idealfall vorher. Ich zumindest tue das grundsätzlich – weshalb mir zum Beispiel Schokoschaben nicht ins Haus kommen. Deren Hang zur Familiengründung in nicht dafür vorgesehenen Ecken meiner Wohnung ist mir einfach zu groß.
Was schafft man also an? Argentinische Waldschaben und Fauchschaben. Achtung, letztere sind Scheibenläufer, werde ich belehrt. Ok, also Terra, nix offenes Aqua. Alles wird liebevoll eingerichtet. In dem 100x50x50cm großen Terrarium sollte sich die Sippe wohl fühlen.
Ja, denkste! Wo finde ich die Kids der Sippe? In meiner Lebkuchenschale hockt zwischen meinen Schokolebkuchen ein ganzer Schabenkindergarten. Na, wie schön, wenn die euch auch schmecken. Es hätte mir vielleicht mal jemand vorher sagen sollen, dass sich gerade Fauchschabenkinder extrem flach machen können – weshalb man den Spalt zwischen den Terrarienscheiben sinniger Weise mit etwas Schaumstoffdichtung verschließt.
Was ich Euch zu dem Thema noch sagen kann: Bringt Zophobas in einem anderen Terra unter als die Schaben. Sonst fressen sie Euch die Dichtung gleich wieder raus und Ihr findet kleine Schabenkindergärten an den interessantesten Stellen.
Die Sache mit den Grillen
Eine sehr geschätzte Bekannte von mir wollte ihren Zwergen was Gutes tun und hat ihnen Grillen mitgebracht. Auf der Voliere war 0,6er Maschengitter. Frage ihrerseits an meine Wenigkeit: Kommen die da durch? Eigentlich nicht, schätze ich mal. Zu meiner Verteidigung muss ich an dieser Stelle sagen, ich bin eine Frau und Ihr wisst, wie das mit Frauen und Schätzen ist.
Ich kriege also schon kurze Zeit später eine begeisterte Message: “Jetzt hüpfen 100 Grillen durch meine Bude!” Das taten sie ausgerechnet in einem Haushalt, in dem man immer unangemeldeten Besuch rein lassen und auch vom hygienischen Aspekt her problemlos vom Fußboden essen kann. Vor meinem geistigen Auge formt sich ein Bild, wie meine Bekannte mit Schmetterlingsnetz durch die Wohnung tanzt und Grillen fängt.
Ich gebe zu, nach dem ersten Schreck hatte das Ganze für mich durchaus einen gewissen Unterhaltungsfaktor. Das findet Ihr fies? Ich finde, wer auf der Jagd nach flüchtigen Heimchen schon eine halbe Küche abgebaut hat, darf über sowas lachen!
Fazit
Was lernen wir daraus? Sprecht niemals, aber auch wirklich niemals den Satz “Die kommen da nicht durch” mit voller Überzeugung aus. Irgendwelche Nornen oder andere Schicksalsgötter hören das – und fühlen sich dann bemüßtigt, Euch das Gegenteil zu beweisen.